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Die Psychologie des Konflikts: Arschlöcher verstehen und bewältigen.

Eine gemeinsame Veranstaltung von Finders & Company und der Gruppe Hollenstein.

Provokant formuliert gingen die Gruppe Hollenstein und Finders & Company in eine gemeinsame Abendveranstaltung zu einem emotionalisierenden Thema. Mit der Nationalratsabgeordneten Steffi Krisper und dem Vorstand der B&C Board AG, Gerhard Schwartz sowie unseren Teilnehmenden im Plenum ergründeten wir die Psychologie des Konflikts, beleuchteten die Dynamiken der zwischenmenschlichen Kommunikation und diskutierten über den Umgang mit schwierigen und toxischen Personen.

Doch warum ist der Umgang mit solchen Charakteren so schwierig? Ronny Hollenstein brachte gleich zu Beginn den Unterschied zwischen horizontaler und vertikaler Kommunikation als Erklärung zur Sprache: während es in der horizontalen Kommunikation um Sache und Gemeinsamkeit geht, ist in der vertikalen Kommunikation Rang und Revier von Bedeutung. Somit hat es keinen Sinn, auf dieser Ebene mit Argumenten zu arbeiten – viel wichtiger ist hier die Klarstellung und die Verteidigung des eigenen Reviers – auch wenn uns dies schwerfällt.

Ein zentraler Punkt der Diskussion war der verloren gegangene Respekt in der Kommunikation. Steffi Krisper betonte: "Man braucht eine gute Basis, damit ein Gespräch erst wirken kann." Dies unterstreicht die Wichtigkeit einer respektvollen und Beziehung.

Gerhard Schwartz führte weiter aus, wie man zwischen schwierigen und toxischen Personen unterscheidet: "Wo befindet sich die Person auf der Skala? Ist es eine schwierige Person oder tatsächlich eine toxische Person?" Diese Unterscheidung ist entscheidend für den richtigen und schnellen Umgang mit solchen Individuen. Denn oftmals werden Entscheidungen zu spät getroffen oder der betreffenden Person aus Höflichkeit kein Feedback zu deren Verhalten gegeben. Obwohl wir oft im Nachhinein feststellen: "Wir haben es eigentlich eh schon gewusst."

Steffi Krisper betonte die Wichtigkeit eines gesunden Umfelds: „Ich habe mir ein kleines, aber starkes Netzwerk etabliert.“ Solche Netzwerke werden für uns oft zur Kraftquelle, die uns in schwierigen Situationen resilienter agieren lässt.

Eine Frage aus dem Plenum lautete: "Wie wehre ich mich gegen Arschlöcher?" – hierzu ist wichtig, „nicht jeden Blödsinn, den ich vorgesetzt bekomme, zu akzeptieren.“. Ronny Hollenstein nahm dies als Aufhänger für eine hilfreiche Haltung: jede Person handelt im Moment für sich sinnvoll. Indem wir uns auf die Suche nach diesem subjektiven Sinn begeben, haben wir eine Möglichkeit, irritierendes Verhalten verstehen zu lernen. Verstehen und akzeptieren gehen aber eben nicht ausnahmslos Hand in Hand. Wir können vieles verstehen, aber eben nicht akzeptieren.

Dass dies nicht immer leicht ist, speziell wenn Menschen mit einer toxischen Führungskraft konfrontiert sind, skizzierte Gerhard Schwartz: „Hierzu gibt es drei Wege: ich versuche die Person zu verändern, ich versuche die Person zu erdulden oder ich ziehe für mich Konsequenzen.“. Love it, change it or leave it. Gleichzeitig wurde hervorgehoben, dass es wesentlich ist, "…in toxischen Umfeldern nicht selbst zum Arschloch zu werden.", denn Positionen verändern Menschen: „Je länger ich in einer Position bin, die ein derartiges Verhalten fördert, desto größer das Risiko, dass ich selbst zum Arschloch werde.“

Die Geschwindigkeit unserer Urteile über andere Menschen wurde ebenfalls thematisiert. Eine verblüffende Erkenntnis: Wie schnell bewerten wir jemanden? Die Antwort: binnen 200 Millisekunden. Solche schnellen Bewertungen sind gut und hilfreich, jedoch sollten wir unsere Mitmenschen immer wieder einer neuen Bewertung unterziehen. Hat sich etwas verändert? Ist die Person immer noch, wie ich sie zu Beginn bewertet habe?

Eine entscheidende und bewegende Frage war: Merken Arschlöcher, dass sie Arschlöcher sind? Dies führte zu einer lebhaften Diskussion über Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung. Steffi Krisper und Gerhard Schwartz antworteten hier einstimmig: der überwiegende Teil weiß es nicht! Tatsächlich werden Gefühle zumeist nicht absichtlich verletzt, sondern weil blinde Flecken, oder in Themen der zwischenmenschlichen Beziehungsarbeit eine zu hohe Teflonschicht vorhanden sind: Befindlichkeiten oder Gefühle, die andere wahrnehmen, perlen an solchen Menschen schlichtweg ab.

Abschließend widmeten sich Podium und Plenum der Frage, wie wir mit Arschlöchern noch besser umgehen können. „Wenn mich etwas wütend macht und es in meinem Einflussbereich als Politikerin liegt, dann kann ich etwas tun.“, brachte Steffi Krisper eine zentrale Copingstrategie auf den Punkt. Ronny Hollenstein ergänzte hierzu: „die Wut wird oft zu Unrecht verteufelt – denn meine Wut ist der Pfad zu dem, was mir wichtig ist.“. Gehen wir also unserer Wut und unseren Emotionen nach – aber nicht zu lange. Je länger wir in einer negativen Emotion verharren, desto schwieriger kommen wir wieder aus ihr heraus. Ablenkung, Vergegenwärtigung und schwierige Situationen für sich zu verarbeiten und zu einem Abschluss zu bringen sind hilfreiche Wege, um negative Emotionen nicht zu lange mit sich herum zu tragen.

Denn: Sich ärgern ist wie Gift trinken in der Hoffnung der andere stirbt!

Unsere Tipps für den Umgang mit Arschlöchern für Sie kompakt zusammengefasst:

  • Unterscheiden Sie zwischen dem, was Sie verstehen und dem was Sie akzeptieren können.
  • Sein Sie sich Ihrer Kernwerte bewusst und schützen Sie diese.
  • Versuchen Sie in emotional aufgeladenen Gesprächen nicht mit sachlichen Argumenten zu punkten – gehen Sie auf der Beziehungsebene der Emotionalität auf den Grund.
  • Wählen Sie sich aus, wer Sie beleidigen darf – und bei wem es Ihnen egal ist.
  • Kontern Sie auf nicht inhaltliche Aussagen auch mit Klarstellungen und Fakten.
  • Stehen Sie zu sich und Ihren vermeintlichen Schwächen. Sie machen Sie nicht schlechter und nehmen Ihnen auch nicht die Augenhöhe, weil wir alle Fehler haben und machen.
  • Weisen Sie auf schlechtes Verhalten hin.
  • Bringen Sie die anderen für ihr schlechtes Verhalten in die Rechtfertigung.

 

Möchten Sie mit uns Ihren Umgang mit Arschlöchern verbessern? Fragen Sie jetzt unverbindlich an!

 

Veröffentlicht am 19.06.24

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